Kelten und Druiden in der Schweiz


(Maria) Lichtmess

Lichtmess

Was ist Lichtmess? Woher kommt die Lichtmess? Der 1. Februar resp. Imbolc oder Imbolg für Lichtmess war in keltischer Kultur angeblich ein wichtiger Anlass mit Bezug auf die 40 Tage früher erfolgte Sonnenwende im Dezember, Festkalender, [die Verschiebung um 40 Tage kann durch die Vorbereitung der Aktivitäten resp. der Gärung von Getränken erklärt werden].

Februar

Im alten römischen Kalender war der Februarius = Februar ursprünglich der letzte Monat des Jahres. Der Festanlass Februata wurde im römischen Reich besonders verbunden mit den Lupercalien aus der römischen Mythologie mit griechischen Aspekten. Die römische Juno Februa lehrte das weibliche Geschlechtsleben und die Geburt. Lateinisch februare = sühnen, reinigen.

Imbolc - Imbolg am 1. Februar

Das keltische Imbolc sei eine archaische, verschwundene Schreibweise und könne bzw. müsse auf *imb-fholc zurückgeführt werden was vermutlich Rundum-Waschung bedeutete. Das Bild zur Imbolc im Silber-Kessel von Gundestrup zeigt die Frau mit zwei Mistel-Blüten im Zentrum zwischen zwei Vorgängen oder Wirkungen zusammen mit etwas Drittem.

Imbolc

Die Blüte der Eichen-Mistel [Loranthus europaeus] ist sechs-blättrig

Imbolc

 

Ursprung und Bedeutung der Lichtmess

Ab Februar [keltisch Anagantios im Kalender von Coligny] blüht im Winter lange vor ihren Wirtsbäumen die weibliche Mistel welche neun Monate später bis November mit der Vollreife der Beeren endet. Mit Wachstum und Entwicklung der Mistel lassen sich im Fruchtbereich lunare Rhythmen beobachten, deren Periodizität mit bestimmten Mond-Stellungen im Tierkreis korrespondiert [Mistilteinn]. Nebst einer Signatur des Sonnen-Lichtes, genauer des nun gewiss kommenden Frühlings, können mit dem Mythos einer alles ausgleichenden Mistel auch die beiden unterschiedlichen Hauptachsen, je zwei Sonnen-Gleichen und Sonnen-Wenden, durch Imbolg und Samonios miteinander verbunden werden. Das aus keltischer Zeit überlieferte Ritual um das Schneiden der Mistel erhält dadurch seinen tieferen Sinn im Zusammenhang mit dem weissen Stier und der Jungfrau.

Auf den Zyklus des Menschen übertragen würde die keltische Mythologie verständlich: Zeugung [Beltane 1. Mai Wonne-Monat], Vaterschaft [nach drei Monden Lugnasad 1. August die Nicht-Lüge], Voll-Reife [nach sechs Monden 1. November Samonios die Seele] bis zur Geburt [nach neun Monden 1. Februar Imbolc die Reinigung]. Keltisch sind innerhalb der 2 x 2 = 4 Feste jeweils 3 x 3 = 9 Monde [... Trinität].

Damit scheint klar: Imbolc ist vermutlich der Mistel-Kult selber bzw. die weibliche Mistel. Im Februar blüht die rein weibliche Mistel und muss von einer rein männlichen Mistel befruchtet werden, [die Frucht der weiblichen Mistel blüht im Februar und ist neun Monde später, wie beim Menschen, in Voll-Reife]. Der keltische Hintergrund ist ein durchgehend natur-wissenschaftlicher [vergleichen Sie bitte dazu auch die keltische Mistel, die Logik im Keltenkreuz und die keltische Mythologie].

Drei Monde nach dem gedanklichen Frühjahr-Putz, der Rundum-Waschung [= Imbolc] folgt mit Beltane der Tanz in den Wonne-Monat Mai. Die mit Imbolg vermutlich thematisierte Befruchtung, Schwangerschaft und Geburt hat sich auch in einer Mär erhalten vom Klapperstorch welcher die Kinder bringe. Falls damals in keltischer Kultur die Fortpflanzung kulturell begleitet wurde ergeben die vielfältigen Hinweise einen unmittelbar einleuchtenden Zusammenhang: Zwischen einem Fruchtbarkeits-Kult, erfasst mit Beltane am 1. Mai [Wonne-Monat] und der Rundum-Waschung [Imbolg] am 1. Februar entsprechen die neun Monate exakt der Schwangerschaft. Ob dazu etwas im wissenschaftlichen Anspruch nachweisbar sei oder nicht spielt dabei zum Verständnis keine Rolle.

Winter-Sonnenwende - Neu-Beginn - Fasnacht

In einem übertragenen Sinn beginnt der keltische Frühling natur-wissenschaftlich korrekt mit der Sonnenwende im Dezember. Im Februar sind die Tage bereits eine Stunde länger hell wie im Dezember die kürzesten, Tendenz zunehmend.

Im Europa nördlich der Alpen kann mit den Tag- und Nachtgleichen [Äquinoktium] eine Sommerzeit von einer Winterzeit unterschieden werden. Wie das Beispiel der natürlichen Sonnenuhr von Elm zeigen mag, wurde eine solche Hauptachse vermutlich schon früh erkannt und mit Beltane und Samonios kultiviert. Hingegen nehmen Imbolc am 1. Februar und Lughnasad am 1. August Bezug auf Sonnenwenden [Solstitium]. Dies bedeutet eine eigenständige Erweiterung innerhalb der Halb-Zeit-Achse Samonios-Beltane. Die Tage oder Nächte werden kürzer oder länger. Der 1. Februar stellt demnach eine Signatur dar, das sicher hinweisende Zeichen auf eine kommende Sommerzeit. Daraus ergibt sich kein angeblicher Kreis der Jahreszeiten, welcher ohnehin nur für die sesshaften Ackerbauern den Kreislauf Saat-Ernte ergibt. Die beiden Tag-und-Nachtgleichen und die beiden Sonnenwenden haben eine grundsätzlich je für sich andere, verschiedene Bedeutung.

Maria Reinigung - Mariä Lichtmess

Das Imbolc-Fest zum keltischen Frühlingsbeginn am 1. Februar, [Neu-Beginn und Geburt einschliessend], war offensichtlich so stark verankert im keltischen und nach-keltischen Europa, dass selbst die Umdeutung durch die katholische Lehre nicht an der keltischen Rundum-Waschung [= Imbolc] vorbeikam: Imbolc wurde überlagert durch Maria Reinigung resp. Mariä Lichtmess [später verklärt zu Darstellung des Herrn im Tempel]. Im Jahr 692 wurde dem Konzil Quinisextum [Trullanum] zu Konstantinopel erfolglos die Abschaffung von Mariä Lichtmess beantragt, da die Jungfrau Maria durch die Geburt keine Befleckung erlitten hätte und deshalb auch nicht gereinigt werden müsse.

Lichtmess
Maria Lichtmess

Giovanni Bellini, 1460-1464,
Galleria Querini Stampalia in Venedig

Brighid, Brigid

In der katholischen Umdeutung wurde Imbolc [Imbolg] als Mariä Lichtmess mit einem Frauenname und Gedenktag verbunden, der heiligen Brigida [Brigitta] von Kildare. Die Symbolik vom Licht ist nicht keltisch, sondern ein zentrales Element der christlichen Vorstellungen [Aufgehen soll euch die Sonne der Gerechtigkeit]. Das keltische briga bedeutet Berg und wird von Strabon erwähnt in der griech. Form Brigantion [röm. Brigantia] für den Ort Bregenz am Bodensee im Dreiländereck Bayern-Vorarlberg-St.Gallen. Die Brigantier sind diejenigen, die im beginnenden Bergland hausten. Der Ortsname Brig im Wallis leite sich vom keltischen briva für Brücke ab.

Das Kreuz der heiligen Brigit, das offizielle Brigids-Kreuz stellt kein christliches Kreuz dar, sondern deutlich die Verbindung von vier Polen oder von zwei Achsen als Mitte [bezogen auf den Gegenpol Lugh am 1. August wären das vier Hände verbunden über Kreuz im Schwur]. Dieser Zusammenhang wurde damals vom Klerus ausserhalb keltischer Kultur offenbar übersehen oder geduldet.[→ Keltenkreuz].

Imbolc

Unabhängig der zeitlichen und regionalen Verschiebungen der Sitten und Bräuche vergangener Jahrhunderte sind Lichtmess, Imbolc, Fasnacht und Ostern ein Bestandteil der Zeit innerer Unruhe, von Tatendrang und Aufbruch. Viele regionale Bräuche der Fasnacht zeigen deutliche Bezüge zum ehemaligen Frühlingsbeginn der Kelten, die Blütezeit der weissbeerigen weiblichen Mistel. Als Tag der Liebe wird heute der Valentinstag am 14. Februar bezeichnet.

Lichtmess war bis ins 20. Jahrhundert auch ein offizieller Feiertag: mit diesem Tag begann das Bauernjahr, ab hier konnte den Umständen entsprechend die Feld-Arbeit wieder aufgenommen werden nach der Winterpause. Am 1. Februar endete das Dienstboten- und Knechtsjahr. Die Arbeitnehmenden bekamen den Rest ihres Jahreslohnes ausbezahlt und konnten, oder mussten, sich eine neue Dienststelle suchen, [wie auch am Martini im November] oder das Arbeits-Verhältnis beim alten Arbeitgeber, üblicherweise per Handschlag, um ein weiteres Jahr verlängern. Am Tag danach, [Schlenkel-Tag, Truhen-Tag], begann der kurze Zeitraum bis zum 5. Februar, innert dem der Umzug zum neuen Arbeitgeber zu vollziehen war und welcher für die Knechte und Mägde eine Art Urlaub darstellte.

Rund um Lichtmess am 1. Februar und Fasnacht haben sich allerlei Feuerbräuche erhalten. In manchen Regionen wird am Funkensonntag um einen Pfahl kunstvoll ein Holzturm aufgeschichtet auf dem zuoberst eine Strohpuppe mit verbrannt wird. Oft spielt sich dann auch der Brauch des Scheibenschlagens ab, bei dem brennende oder glühende Holzscheiben in die Luft geschleudert werden. In der Innerschweiz wird der Brauch Chlefelen [Klepperle] gepflegt [Klapperstorch]. Mancherorts darf ab Dreikönig auch öffentlich gekleppert werden.

Lichtmess-Crêpe und Fasnachts-Chüechli

Crêpes à la Chandeleur Fasnachts-Chüechli
in Frankreich Crêpes à la Chandeleur - in der Schweiz Fasnachts-Chüechli

Eine Crêpe, auch Krepp geschrieben, ist eine bretonische Form des Eierkuchens, fest in der Esskultur der Bretagne und anderer französischer Regionen verankert. Lichtmess in Frankreich ist auch la chandeleur, fête des crêpes = das Eierkuchenfest. Der Fasnacht zu Ehren werden in der Schweiz die Fasnachts-Chüechli [Küchlein, Küechli, Kiechli] gebacken.

Frühlings-Bräuche

Strohmänner in Evolène

Die Strohmänner [Empaillés] in Evolène, Kanton Wallis, jeweils am Sonntag vor dem Mardi Gras zu sehen. Sie tragen Kleider aus Jute, die mit bis zu 30 kg. Stroh gefüllt sind und ihre Gesichter sind hinter einer geschnitzten Maske verborgen. [Mardi-Gras ist der Dienstag vor dem Aschermittwoch als Ende der Fasnacht].

L'Hom Strom

Der L'Hom Strom [rätoromanisch für Strohmann] ist ein Frühlings-Brauch im Unterengadiner Hauptort Scuol am Abend des ersten Samstags im Februar. Die Jünglinge des Dorfes sammeln in den Bauernhäusern Stroh ein, um es auf dem Scuoler Dorfplatz zu einem übergrossen Hom Strom aufzutürmen und festzubinden. Früher errichteten vier Quartiere ihre eigenen Homs Stroms und bewachten diese, um zu verhindern, dass der eigene Hom Strom frühzeitig von Jugendlichen der anderen Viertel angezündet wird. Nachmittags wird der Hom Strom nach Gurlaina [unbewohnter Ortsteil, bekannt durch die Gurlainabrücke] gebracht. Abends erst nach der Eindunkelung wird er in Brand gesteckt. Der Tod in den Flammen wird von gemeinschaftlich gesungenen Liedern der Bevölkerung begleitet.

Tschäggätä

Bereits ab Lichtmess kann man im Lötschental gelegentlich den Tschäggätä begegnen, wilden, in Fell gehüllten und mit mächtigen Holzmasken versehenen Gestalten. Zur Fasnacht gehören auch die braven Masken, die Maschgini.

Chalandamarz

Der Chalandamarz ist ein Frühlingsbrauch, der dank dem Buch Schellen-Ursli von Alois Carigiet fast in der ganzen Welt bekannt wurde. Am 1. März begrüsst die bunt kostümierte Schuljugend die bessere Jahreszeit. Dazu gehören Peitschenknallen, Kuhglockengeläute, Dorfbrunnenumrundung und vieles mehr. Begangen wird er im romanischsprachigen Teil des Schweizer Kantons Graubünden, im Ober- und Unterengadin, im Val Müstair, im Bergell [Calendimarzo], im Puschlav [Pupocc da marz] sowie im Oberhalbstein; am ursprünglichsten im Oberengadin erhalten. Hier findet in den einzelnen Dörfern am Morgen und zum Teil auch noch am Nachmittag ein Umzug statt, wo sechs Knaben einen bekränzten Schlitten ziehen. Vor einzelnen Häusern wird angehalten und gesungen. Und Geschenke werden eingesammelt.

Grand Rabadou Carnaval des Bolzes

In Freiburg wird am Carnaval des Bolzes der Grand Rabadou verbrannt. Der als Holzdieb verschriene und überhaupt für alles Unglück verantwortliche Rabadou findet wie immer keine Gnade.

Einsiedler Tüüfel

Fasnacht in Einsiedeln, Kanton Schwyz. Die Spukgestalten mit ihren Holzmasken, der roten Zunge, den grossen Hörnern und der Lederschürze gehören zu den traditionellen Figuren an der Einsiedler Fasnacht. Ein Brauch der Einsiedler Fasnacht ist das Brotauswerfen. Zu diesem Zweck werden drei Bühnen auf drei verschiedenen Plätzen im Dorf erstellt. Vor dem Auswerfen bahnt sich die Maskengruppe durch die Menschenmenge einen Weg zur Bühne. Sobald alle ihre Position bezogen habe, beginnt das Auswerfen. Natürlich versuchen die Gäste jeweils, ein Mütschli [Brotlaib mit einem Gewicht von 250 Gramm] direkt zu fangen. Ziel war das Almosengeben in Zeiten von grosser Armut.

Basler Fasnacht Laternen

Die Basler Fasnacht ist die grösste Fasnacht der Schweiz. Schlag vier Uhr gehen die Lichter aus. «Morgenstraich, vorwärts, marsch!» und im Schein der grossen Transparent- und unzähliger Stecken- und Kopflaternen ziehen Cliquen und Gruppen aus allen Gassen trommelnd und pfeifend los zum Marsch auf den Marktplatz.

Fasnacht Luzern

Im Zentrum der Luzerner Fasnacht sei ursprünglich mitten im fröhlichen Harst eine überlebensgrosse Strohpuppe mitgeführt worden. Später wurde daraus der Bruder Fritschi, vermutlich der Heilige Fridolin, welcher nun aber nicht mehr verbrannt wird. Nach einer Legende gründete Fridolin das Kloster Säckingen auf einer Insel im Rhein vor Basel, durch die Reuss direkt mit Luzern verbunden. Fritschi kommt der Tradition gemäss auf dem Wasserweg an die Luzerner Fasnacht.

Fasnacht Bern

In der Stadt Bern wird der am 11. November im Käfigturm eingesperrte Mutz [Bär, der keltische Artos] aus dem Winterschlaf geweckt und befreit. Die Fasnacht wurde in Bern nach der Einführung der Reformation 1528 offiziell verboten, lebte aber trotz zahlreich erlassenen weiteren Verboten im Stillen immer weiter. Heute gilt die Berner Fasnacht als die drittgrösste Narrenveranstaltung in der Schweiz.

Zürcher Sechseläuten

In der Stadt Zürich findet im April die Verbrennung des Böögg statt nach dem Sechseläuten genannten Umzug der Zünfte. Im Zürcher Sechseläuten verbinden sich brauchtümliche Elemente der Fasnacht und der Frühlingsfeste [Ende des Winters, Märzen- und Osterfeuer, Feier der Tag- und Nachtgleiche, Maibräuche] mit den Umzügen der Zünfte.