Kelten und Druiden in der Schweiz


Paracelsus

Tüfelsbrugg [Teufelsbrücke] am Etzel
Teufelsbrücke Paracelsus
Egg bei Einsiedeln, Kanton Schwyz in der Schweiz

Die Tüfelsbrugg über die Sihl ist die Schlüssel-Stelle des Passweges über den Etzel und ein wesentlicher Bestandteil des alten Pilgerweges [Jakobsweg nach Santiago de Compostela über den Wallfahrt-Ort im Kloster Einsiedeln]. Reste einer möglichen Furt konnten im Gelände nicht nachgewiesen werden, obwohl die Sihl etwas flussabwärts bei Niedrig-Wasser ohne weiteres zum Furten geeignet wäre. Erster Bau unter Abt [1101-1122] Gero von Frohburg. Zu Beginn des 12. Jhdt. war sie nur ein für Fussgänger und Saumtiere begehbarer Steg. 1517 Bau einer steinernen Brücke welche 1699 verstärkt wurde, damit die Steine für den Kloster-Neubau aus dem Steinbruch am Etzel nach Einsiedeln transportiert werden konnten.

Leben, Sage, Geschichte und Biographie vom Hexenmeister Paracelsus

Die Sage berichtet von einem Wunder-Doktor welcher einst an der Teufelsbrücke bei Einsiedeln hauste und nennt diesen Paracelsus. Tatsächlich wirkte dort aber der Vater von Paracelsus im Ochsner-Haus bei der Teufelsbrücke und nicht der Sohn Theophrastus Bombast von Hohenheim [Paracelsus]. Paracelsus selber wurde lediglich hier geboren und ist im Alter von 10 Jahren mit seinem Vater nach Villach in Kärnten ausgewandert. Der Zauberer, jener, verwurzelt in Legenden und in der Volkssage zu Einsiedeln kann nicht der später berühmte Paracelsus gewesen sein sondern ist der Bezug von dessen Mythos zu seiner prägenden Kindheit in dieser schweizer-deutsch-sprachigen, ehemals keltisch-helvetischen Umgebung [wie ein Tannen-Zapfen erwachsen, mit Käse, Milch und Haferbrot erzogen].

Der Vater von Paracelsus, Wilhelm Bombast [1457-1534] von Hohenheim bei Stuttgart studierte an der 1477 gegründeten Universität Tübingen die Heilkunst und kam als Arzt ohne Doktortitel unter Abt [1480-1526] Konrad von Hohenrechberg [ebenfalls bei Stuttgart] nach Einsiedeln. Im Mittelalter war es strenge Übung, keinen Mönch ohne adeligen Abstammungsnachweis ins Kloster Maria-Einsiedeln aufzunehmen. Das Kloster wurde dadurch mehr und mehr lediglich zur Versorgungsstätte nachgeborener Söhne adeliger Eltern, die auch wenig Neigung zum Mönchtum hatten. Damit verschlechterte sich die finanzielle Lage des Gotteshauses. Die Aufnahme von nur Adeligen, die zudem alle miteinander nahe verwandt waren, wie auch die Verarmung und vielfache Bedrängung des Stiftes liessen eine Reform des klösterlichen Lebens wohl dringend notwendig erscheinen. 1469 gab der Bischof solche Verordnungen zur Korrektur heraus.

Wilhelm wirkte als praktischer Arzt auf dem Lande [Licentiatus medicinae] im Ochsnerhüsli [Ochsner-Haus] bei der Teufelsbrücke direkt am Jakobsweg und half vor allem den Kranken und verletzten Wallfahrenden die an seiner Wohnstätte an der Sihl vorbeizogen. Er war sehr tätig und sammelte sich eine treffliche Bibliothek.

Paracelsus

1492 heiratet Wilhelm eine Tochter aus seinem Wohnhaus, die Els Ochsner [Elsbeth von Elisabeth] und wird Vater eines Sohnes, dem Theophrastus Bombast von Hohenheim resp. Paracelsus. Els Ochsner war leibeigene des Klosters zu Einsiedeln und Aufseherin der Krankenpflegerinnen im 1353 gegründeten Spital [Haus der Beherbergung der Pilger, Pilgerspital, Heilig-Geist-Spital] beim Dorfplatz. Da Els eine Glebae adscripti [Leibeigene] war und die vollzogene Heirat entsprechend eine sogenannte Miss-Heirat, so ist auch Paracelsus, das erstgeborene und einzige Kind, dem Kloster leibeigen gewesen.

Nach den Legenden habe die Mutter bei der Geburt ihres Sohnes Paracelsus gevierteilt werden müssen. Nachdem sie, krank im Kopf, sich das Leben nahm in einem unbeaufsichtigten Moment [durch einen Sturz von der Teufelsbrücke in die Hochwasser führende Sihl und nie gefunden wurde], sei Wilhelm von den Umständen aus dem Kanton Schwyz vertrieben worden. Zusammen mit dem neunjährigen Sohn Paracelsus wanderte er 1502 nach Villach in Kärnten. Dort fand Wilhelm seine Berufung zum Stadtarzt und wirkte als Erzieher, Vorbild und Lehrer seines Sohnes Theophrastus Bombast von Hohenheim, welcher später zum berühmten Universal-Gelehrten Paracelsus wurde.

Paracelsus AzothVon der Sage vom Hexenmeister, Wunder-Doktor oder Zauberer sind mehrere Versionen vorhanden. Zentral ist allen die Umwandlung, von wertlos zu wertvoll [Gold], von krank zu gesund und das Nicht-Erbe vom Geheimnis. Die Legenden berichten von einem Schwert oder Degen, in dessen Knauf sich die Pillen des geheimnisvollen Azoth des Roten Löwen befanden, eines Mittels, das schon viele schwer Kranke zurück zur Gesundheit geführt haben soll [Azoth bei Paracelsus = das rote Quecksilberoxyd. Wie Quecksilber selbst ist auch das Oxid sehr giftig]. Diese Kraft des Degenknopfes wird auch in den Biographien über Paracelsus angeführt, und auf seinem Bilde sieht man zuweilen, wie er sich mit der Hand auf einen solchen Knopf stützt. Gerichtsmedizinische Untersuchungen am Skelett von Paracelsus haben eine bis zu hundertfach erhöhte Konzentration an unlöslichem Quecksilber festgestellt. Außerdem konnten Spuren einer eitrigen Entzündung im Bereich des Mittelohrs [Bezold-Abszess] nachgewiesen werden. Vermutlich hat sich Paracelsus anlässlich einer Selbst-Behandlung versehentlich vergiftet und damit eine zentrale Aussage von ihm bestätigt:

Alle Dinge sind Gift und nichts ist ohne Gift,
allein die Dosis macht, dass ein Ding kein Gift ist.

Variante der Sage am Geburtsort von Paracelsus [Einsiedeln, Schweiz]

Einst hauste an der Teufelsbrücke bei Einsiedeln im Kanton Schwyz ein Wunderdoktor. Er war so berühmt, dass man ihn in der halben Welt herum kannte, denn es gab keine Krankheit, für die er nicht ein Mittel gewusst hätte. Er hatte einen sonderbaren langen Namen, denn er hiess Theophrastus Bombastus Augustinus Aureolus Paracelsus von Hohenheim. Aber was ihn schier noch berühmter machte, waren seine Zauberkünste, die er allüberall verübte, denn er war ein grosser Hexenmeister. Dieser Paracelsus oder Rastus, wie ihn die Einsiedler nannten, besass einen Degen, in dessen Knopf alle vier Elemente steckten. Was man aber mit dem Degenknopf berührte, verwandelte sich sogleich in lauter lötiges Gold. Bei Rasters Tod soll es wunderlich zugegangen sein. Raster hatte einen Schwager, der auf ihn neidisch war und ihm besonders seinen grossen Namen missgönnte. Also beschloss dieser, Raster zu töten und zwar durch Vergiftung mittelst eines Diamanten, den er für das sicherste Mittel zu diesem Zwecke hielt. Der Vorsatz wurde ausgeführt, Raster nahm das Gift, merkte aber sogleich wo das herkomme und wer ihm dasselbe gegeben. Darauf verlangte er eine Kreide und zeichnete das Bild des Schwagers, der nicht zugegen war an die Wand. Als dies geschehen, verlangt er auch Bogen und Pfeil und schiesst den Pfeil in das Herz des Bildes, und siehe der Schwager fällt im gleichen Augenblicke tot zu Boden. Jetzt verlangt der vergiftete Zauberer allein zu sein, um ein Gegengift zu bereiten. Alles zieht sich zurück, er schliesst sich in sein Zimmer ein und beginnt seine Zauberkünste. Die Nachbarn aber reizt die Neugier und die Sorge um ihn, und sie beobachten ihn durch eine Spalte in der Wand des Zimmers. Aus Schrecken über das was sie gesehen oder aus irgendeiner anderen Ursache, sprengen sie die Türe ein, worauf er ihnen erschrocken entgegenruft: Ihr habt mich getötet, Freunde, ihr seid meine Mörder, denn jetzt ist mein Gegenzauber vereitelt. Die Freunde hörten das mit Entsetzen, entschuldigten sich und gingen dann nach seinem Wunsche wieder fort. Nur ein treuer Diener war zurückgeblieben, dem wollte er ein Andenken hinterlassen und liess ihm die Wahl zwischen dem Degen und seinen Büchern. Der Diener besann sich lang, da er aber die Kraft des Degenknopfes nicht kannte, oder denken mochte, derselbe werde ihm doch nicht entgehen, wählte er die Bücher. Sofort trat er wieder vor seinen Herrn Raster und sagte: Gebt mir die Bücher. Raster war hiemit übel zufrieden und erwiderte: Ich hätte lieber gesehen, du hättest den Degen gewählt, da es aber einmal so ist, so magst du die Bücher behalten; das Schwert dort nimm und wirf es in die Sihl, das soll niemand erben. Jetzt merkte der Diener, dass er nicht die rechte Wahl getroffen, nahm das Schwert, warf es aber nicht in die Sihl, sondern versteckte es in einem Busche, aus dem er es nach dem Tode Rasters wieder hervorzuholen gedachte. Darauf kehrt er zu seinem Herrn zurück, und als dieser fragt: hast du nach meinem Wort getan, so antwortet er: Ja Herr. Da ergrimmte der Zauberer, der schon ahnte oder wusste was vorgegangen, und drohte den Diener von wegen seines Ungehorsams zu erschiessen, wie er den Schwager zuvor erschossen hatte. Zitternd ritt der Diener zurück, holt den Degen aus dem Busch, bringt ihn seinem Herrn und gesteht seine Schuld. Dieser wiederholt den früheren Befehl. Der Degen wird in die Sihl geworfen, in dieser aber fängt es an zu brausen und zu tosen, Steine springen auf, der Boden bebt und mit ihm das Haus des sterbenden Paracelsus. Dieser im Gefühl des nahen Todes spricht zum Diener: Jetzt weiss ich dass du meinen Befehl befolgt hast, dass keiner mein Schwert erben wird und dass für mich die Stunde da ist aus dieser Welt zu gehen.

Variante der Sage am Sterbeort von Paracelsus [Salzburg, Österreich]

Zu Salzburg an der Salza liegt Paracelsus siech [im Sterben], der Elemente Geister selbst führen in ihm Krieg; sie, die er oft beschworen, ihm untertan zu sein, sie kehrten endlich alle entfesselt bei ihm ein. Zu Füssen seines Lagers weint laut sein Famulus. Der Tod macht Ernst. Ich fühl es, dass ich von hinnen muss. Ich habe zwar gebrauet manch Lebensexilier; nun merk ich für das Sterben wächst doch kein Kräutchen hier. Es standen um den Kranken, wie Freunde treu geschart, Tinkturen in Phiolen hermetisch aufbewahrt, die dachte all zu erben, wenn tot sein Meister wär, der Schalk als eine Quelle des Reichtums und der Ehr. Doch las bald Paracelsus aus dessen Zügen klar, was der erwog im Stillen, was sein Begehren war, sinnst auf einen Schelmenstreich, dacht er: dich will ich hintergehn! Es sollen nie die Menschen in meine Künste sehn. Da lässt er von dem Diener aus einem Schreine sich schnell die Phiole reichen und spricht: Nun höre mich; da drinnen ist vereinigt, was meine Kunst erschuf, es heilet manchen Übel und bracht mir grossen Ruf. Dazu ist drin verschlossen noch eine Eigenschaft, doch blieb der Welt verborgen stets die geheime Kraft. Lauf schnurstracks jetzt zur Brücke und schütt es vor meinem End hin in der Salza Wogen. Das sei mein Testament. Der Diener horcht des Auftrags. Er denkt in seinem Sinn: Das ist ein rechter Geizhals, der neidet den Gewinn jedwedem, wart, ich will dich betrügen weil ich kann; nach deinem Tode spiele ich wie du den Wundermann. Statt es nun auszuschütten, wie es streng sein Herr befahl, er heimlich in die Kammer sich mit der Flasche stahl. Dort birgt er sie. Dann eilt er zu seinem Herrn zurück, der merket augenblicklich des Dieners arge Tück. Sag mir, was ist geschehen, als du zur Brücke trugst die Flasche? Und was sahst du, als du sie drauf zerschlugst? Ich habe nichts gesehen. Du willst mir, arger Wicht, noch eine Lüge sagen keck in das Angesicht? Geh, tummle dich, vollziehe den Auftrag, ehe noch die Flamme in der Flasche aufprasselt himmelhoch. Eh sie dich noch ergreifet, ein ihr verfallener Raub, und dein Gebein verkohlet und du zerfällst in Staub. Als das der Diener höret, da wird ihm bang und heiss; von seiner Stirne träufelt ihm kalter Todes-Schweiss; dann rennt, als ob es brennte, der Schelm von Famulus mit der Phiole keuchend hin zu dem Salzafluss. Erst auf der mitten Brücke da macht er einen Halt, zerschellt an dem Geländer die Flasche mit Gewalt; lässt, abgewandt, sich mischen mit tiefbetrübtem Sinn, den Inhalt mit der Salza, dann schaut er wieder hin. Was ist da für ein Wunder so plötzlich doch geschehen! Darf er dem Zauber trauen, den seine Augen sehen? Wo jetzt nur auf dem Spiegel ein Wellchen kräuselnd schwimmt, es in dem Glanz der Sonne in lauterm Golde glimmt. Da raufet er vor Ärger sich aus das graue Haar und jammert in die Lüfte: O welch ein Thor ich war, die Gicht zu heilen hatte das nicht allein die Kraft, in Gold zu wandeln Alles, war seine Eigenschaft. Verzweifelnd will er stürzen sich von der Brücke Rand, als plötzlich in die Tiefe der goldene Schimmer schwand; da eilt er mit bleichem Antlitz er schnell zurück ins Haus, zu wählen eine gleiche von den Phiolen aus. Er tritt zu seinem Meister, der merkt des Wahnsinns Spur: Du glaubst, man braut in Eimern solch eine Goldtinktur? Und hebet weidlich lachend vom Lager sich empor: Du bist wie alle Menschen ein rechter Narr und Thor!¨Und lachte immer geller, bis ihm der Atem schwand. Seit jener Stunde führet die Salza Gold im Sand; doch schwimmt es nicht auf dem Spiegel, es ruht im tiefsten Fluss, wer Lust trägt, kann es fischen, wie einst der Famulus.