Kelten und Druiden in der Schweiz


Esus

Esus [auch Hesus, Aesus] war kein keltischer Gott oder Kriegsgott, der von den Galliern verehrt worden sei, wie in den gängigen Nachschlagewerken stets zitiert und rezitiert wird. Die Behauptung der keltischen Götter ist frei erfunden bzw. wurde durch die griechischen und römischen die Berichte Schreibenden aus deren dualen Denkweise in ihrer anderen Kultur im Irrtum auf die ihnen nicht zugängliche und nicht verständliche keltische Kultur übertragen.

Der römische Dichter Lukan, [Marcus Annaeus Lucanus, 39-65 n.Chr.], schreibt aus seiner Nicht-Kenntnis der keltischen Mythologie vom Opfer-Altar Teutates, Esus und Taranis. Das ist mit Bezug auf keltisch ein blanker Unsinn. Im Mittelpunkt der keltischen Kultur steht eindeutig belegt die unvergängliche Seele mit der vermeintlichen Geheimlehre der Druiden, einem dreieinigen Monismus ohne Zweiteilung durch Gottheiten. Weder Altar noch Opfer an Götter sind in diesem Zusammenhang begründet denkbar.

Die einzige Bezeugung von Esus nebst jener durch Lukan findet sich auf einer gallo-römischen Inschrift am Pfeiler der Nautae Parisiaci, auch bekannt als Pariser Nautenpfeiler, [Pilier des nautes]. Durch die Widmung an Kaiser Tiberius (14-37 n.Chr.) lässt sich die Stele datieren. Das Monument aus der gallorömischen civitas Lutetia, dem heutigen Paris, zeigt verschiedene Figuren aus der gallischen und der römischen Mythologie. Inschriften nennen die römischen Jupiter, Mars, Fortuna, Castor, Pollux und Vulcanus sowie die gallischen Cernunnos, Esus, Tarvos Trigaranus und Smertrios.

Auf einem Weihe-Stein für den römischen Mercurius in Trier erscheint Esus zusammen mit Tarvos Trigaranus. Wenn Esus etymologisch von kelt. esu-, idg. *esus = gut bedeutet, wird dadurch der Zusammenhang verständlich: Esus ist die Gute, die Alles heilende keltische Mistel, die wie durch Plinius überliefert von der Eiche gepflückt wird.

Plinius XVI, 249: Sie [die Mistel] ist aber ziemlich selten aufzufinden und wenn sie gefunden wurde, wird sie mit grosser Feierlichkeit geholt, vor allem am sechsten Tag des Mondes, der bei ihnen den Beginn der Monate, Jahre und nach dreissig Jahren den eines Zeitabschnittes bildet, weil er schon genügend Kräfte habe und noch nicht halbvoll sei. Sie nennen sie mit einem Wort ihrer Sprache "die alles Heilende". Nachdem man ein Opfer und das Mahl unter dem Baum nach rechtem Brauch vorbereitet hat, führen sie zwei Stiere von weisser Farbe herbei, deren Hörner dann zum ersten Mal umwunden werden dürfen. Ein mit einem weissen Gewand bekleideter Priester besteigt den Baum, schneidet sie mit einer goldenen Hippe ab; sie wird in einem weissen Tuch aufgefangen. Endlich schlachten sie dann die Opfertiere und beten, der Gott möge die Gabe glückbringend machen für diejenigen, denen er sie gab. Sie glauben, dass durch ihren Trank jedwedem unfruchtbaren Tier Fruchtbarkeit verliehen werde und dass es ein Heilmittel gegen alle Gifte sei. [Kommentar und Ergänzung].

Esus Esus-TarvosTrigaranus Esus-Trigaranus

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