Kelten und Druiden in der Schweiz


Der keltische Kalender

Am Anfang aller Hochkulturen waren falsche Kalender

Im Zusammenhang mit dem keltischen Druidentum wird berichtet, dass angeblich jeweils 40 Tage nach einer der beiden Tag- und Nachtgleichen und nach einer der beiden Sonnenwenden eines der vier grossen Feste stattgefunden habe [Samonios, Beltane, Imbolg, Lugnasad]. Wobei die Anzahl vier nicht so recht zur keltischen 3x3-Logik der Trinität passen will. Tatsächlich sind da nämlich nur je zwei Sonnenwenden und zwei Tag- und Nachtgleichen. Dadurch bilden sich zwei verschiedene Aspekte, die je nach Standort auf dem Globus unterschiedlich wahrgenommen werden. Die je zwei Feste haben also nicht automatisch etwas mit vier Jahreszeiten und vier Festen zu tun [... Festkalender].

Heute stellt sich die banale Frage, wie denn damals die Menschen wissen konnten, wann beispielsweise der Frühlingspunkt der Sonne im März war, der angeblich sowohl für das Druidentum der Kelten mit Beltane am 1. Mai bzw. Giamoni als auch sicher für das nachfolgende Christentum [Ostern] so bedeutend war? Ohne exakten Kalender ist die Bestimmung einer Tag- und Nachtgleiche oder Sonnenwende nur mit genauen und zutreffenden astronomischen Kenntnissen möglich [Ekliptik und Nutation der Erdachse]. Der noch heute gültige gregorianische Kalender wurde aber erst im Jahre 1582 eingeführt, weil der bis dahin verwendete julianische wie seine Vorgänger bereits wieder eine Abweichung vom tatsächlichen Sonnenjahr aufwies.

Vor unserer Zeitrechnung musste folglich irgendwo eine genaue Bestimmung der Sonnenstände möglich gewesen sein und es ist darum auch klar wo: Stonehenge ist kein Mythos, auch wenn in der Vergangenheit viele Legenden entstanden sind, auf welche hier nicht weiter eingegangen wird.

Stonehenge Das wohl bekannteste prähistorische Monument Europas ist in den letzten Jahrzehnten vielleicht noch nicht vollständig, aber doch weitgehend untersucht und entschlüsselt worden. Die Erkenntnisse, insbesondere durch den britischen Astroarchäologen Alexander Thom, sind gesichert. Aus der Jungsteinzeit stammt ein kulturelles Brauchtum, das sich wegen seiner tonnenschweren Grösse erhalten hat: Die Steinsetzungen der Megalithkultur. Megalithen, Menhire, Dolmen und Stelen finden sich noch heute zu Abertausenden in ganz Europa und rund ums Mittelmeer. Nebst einzelner Grabstelen und anderer Male standen sie aber auch vielerorts in Gruppen als grosse Ringe in Kreis- oder Eiform, in langen Reihen oder einer Art Parabel. Und nur selten waren in derer unmittelbarer Nähe auch wirklich Gräber.

Die Anlage von Stonhenge selbst ist rund 5000 Jahre alt und wurde mehrfach umgebaut. Der Steinkreis diente eindeutig als Sternwarte und Kalender-Fixierung. Der amerikanische Astronom G.S. Hawkins hat durch seine Vermessung der Anlage nachgewiesen, dass die Steine vor 3800 Jahren exakt auf die Deklinationswerte von Sonne und Mond zu jener Zeit justiert waren. Stonhenge ist das alte naturwissenschaftliche Sonnen- und Mond-Beobachtungs-Zentrum Europas. Professor Thom hat zudem nachgewiesen, dass nicht nur die Megalithanlagen in England, sondern auch die aus Tausenden von Menhiren bestehenden Steinreihen von Carnac in der Bretagne eindeutig astronomischen Peilungen dienten.

Eine Stonehenge ähnliche, aber etwa 2000 Jahre ältere Anlage wurde im Jahre 2005 als hölzerne Kreisgrabenanlage von Goseck aus der Jung-Steinzeit in Sachsen-Anhalt rekonstruiert. Nachweisbar wurden in Europa bereits in der Steinzeit nicht nur Sonne und Mond, sondern zudem die grösseren Fixsterne anvisiert. Anhand der alten Sonnen-Beobachtungs-Zentren aus der Bronzezeit konnte Alexander Thom auch einen Sonnenkalender für diese Zeit vor rund 3500 Jahren rekonstruieren. So sensationell diese Erkenntnisse in ihrer Tiefe auch sein mögen, bisher fanden sie kaum Beachtung im Vergleich der kulturellen Entwicklung: Stonhenge in England verfügte nicht über den allerersten, aber mit einiger Sicherheit über den ersten korrekten Kalender der Menschheit.

Der keltische Kalender

Diodor von Sizilien berichtete von einer lange vor seiner Zeit durchgeführten Reise des phokäischen Seefahrers Pytheas in die nördlichen Meere und bemerkte eine enge Beziehung zwischen dem Kult von Delphi und den Britischen Inseln: Eine Geliebte des Zeus, Latona/Leto - die Mutter der Zwillingskinder Apollon und Artemis, soll nämlich aus Britannien stammen. Diodor, II, 47: "Und das erklärt, warum die Inselbewohner Apollon so ausserordentlich verehren. Sie sind alle sozusagen Priester dieses Gottes. Es gibt dort einen riesigen Steinkreis, der dem Apoll geweiht ist, sowie einen prachtvollen Rundtempel mit zahlreichen Opfergaben. Alle neunzehn Jahre soll Apoll diese Insel besuchen." Der entdeckungsreisende Seefahrer Pytheas, ein Grieche aus Marseille, findet ungefähr vor 2300 Jahren auf der Britischen Insel einen Kult, der offenbar dem griechischen Apollonkult ähnlich war. Alle Inselbewohner, die er dort gesehen hat, seien Priester dieses Gottes, also beschreibt er eine Einklassen-Gesellschaft von Gelehrten, welche sich mit der Sonne und den Gestirnen befassen.

Es kann fast kein Zweifel daran bestehen, dass es sich hierbei um einen Besuch der Ebene von Salisbury mit der steinzeitlichen Sternwarte von Stonehenge handelte. Und von hier kam in der Überlieferung der Hellenen die Mutter von Sonne [Apollon] und Mond [Artemis] nach Griechenland, genauer nach Delphi und Ephesus. Andererseits habe der griechische Apoll von Delphi alle 19 Jahre die britische Insel besucht. Warum und wozu denn?

Exakt dieser 19-jährige Zyklus beweist, dass in Stonhenge nicht nur die Sonne tanzte, sondern auch der Mond. Es gibt nämlich tatsächlich einen Punkt, wo sich Sonnen- und Mondkalender treffen. Die Erdachse steht in einem Winkel von 23,5 Grad schief in ihrer Bahn um die Sonne. Diese Abweichung wird als Ekliptik bezeichnet. Unter dem Einfluss der Gravitation, welche die Erde gleichzurichten, d.h. die Erdachse in die Senkrechte zur Ekliptik zu rücken sucht, führt der Himmelsnordpol der Erdachse in je 26'000 Jahren in einer tanzenden Kreiselbewegung um den Nordpol der Ekliptik, der Präzessionsbewegung. Der Umstand, dass die Mondbahnebene nicht genau in der Ekliptik liegt, sondern mit ihr einen Winkel von rund 5 Grad bildet, führt zu einer Schwankungsbewegung der Erdachse im Präzessionskreis, der Nutation, deren Perioden 18,6 Jahre betragen. Jeweils nach dieser Zeit decken sich Sonnen- und Mondkalender.

Zu den Grundlagen des keltischen Druidentums gehörte zweifellos ein Lunisolarkalender. Im Jahre 1897 wurden in einem Weinberg bei Coligny [Ain] im Burgund Fragmente einer rund 2000 Jahre alten Bronzetafel gefunden; es war ein keltischer Kalender, der Kalender von Coligny.

Bei seiner Entschlüsselung stellte sich heraus, dass die Kelten 62 lunare Monate, also die 29,5 tägigen Perioden von Neumond zu Neumond, zu einer Einheit zusammenbündelten. Interessanter Quervergleich: Im babylonischen Mondkalender der Sumerer ergaben die magischen 60 zusammen mit dem ersten und dem letzten Mond ebenfalls 62.

Die Kelten wechselten zwischen 30- und 29-tägigen Zeitabschnitten, und unterschieden wiederum Monatshälften von zweimal fünfzehn oder einmal fünfzehn und einmal vierzehn Tagen. Jeder Tag reichte von Mondaufgang bis Mondaufgang. Die 62 Mondphasen wurden in drei zwölfmonatige und zwei dreizehnmonatige Fristen eingeteilt, was ziemlich exakt die Zeit von fünf Sonnenjahren ergab. Die dreizehnten Monate in jedem vierten Jahr hatten keinen Namen, dafür wurde jeder seiner Tage in numerischer Reihenfolge nach einem der zwölf regulären Mondumläufe benannt. Innerhalb des Schaltjahres ergab dies ein verkleinertes Abbild von gut zweieinhalb normalen Jahren innerhalb eines Monates.

Die alten Griechen waren sich offenbar vollkommen im Klaren über die nordische Herkunft der Sonnenwissenschaft, erwähnen doch Überlieferungen, die mit ihrem Sonnenkult von Delphi zusammenhängen, einen hyperboreischen [nördlichen] Sonnengott. Noch der römische Gelehrte Cicero unterscheidet später vier verschiedene Apoll-Gestalten, von denen die dritte "aus den hyperboreischen Regionen" nach Delphi gekommen sei. [De natura deo-rum, III, 23]. Der Mythos von der Ankunft Apolls in Delphi und seinem siegreichen Kampf gegen die Schlange Python berichtet hingegen historisch gesehen vom plötzlichen Auftauchen der indo-europäischen Dorier, die bereits das Eisen kannten und den Kult der durch die Python symbolisierten Erdgöttin durch einen Sonnenkult ersetzten.

In seinen Historien schreibt der griechische Herodot [484 - 425 v.Chr.]: "Über die Geschichte der Menschheit hat man mir einstimmig folgendes berichtet: Als erste der Menschen haben die Ägypter das Jahr gefunden und es in zwölf Monate aufgeteilt. Sie erzählen, die Sterne hätten sie auf diese Einteilung gebracht. Ich glaube, ihre Einteilung ist insofern klüger als die griechische, weil die Griechen in jedem dritten Jahr einen Schaltmonat wegen der Jahreszeiten einfügen. Die Ägypter aber zählen zwölf Monate zu je 30 Tagen und fügen jedes Jahr noch fünf Tage ausser der Reihe hinzu. So läuft der Kreis der Jahreszeiten immer auf das gleiche hinaus."

Dieser Text ist sehr aufschlussreich. Abgesehen davon, dass sich Herodot bezüglich der Genauigkeit im Irrtum befand [der Achtjahres-Kalender, die Oktaëteris, der Griechen war genauer], bestätigt er, dass in Hellas ein Kreis der Jahreszeiten benutzt wurde und nicht der Tierkreis der Sternzeichen. Wie aber kamen die Hellenen dazu, in jedem dritten Jahr einen Schaltmonat wegen der Jahreszeiten einzufügen, obschon sie dies offenbar selber nicht verstanden haben, was der Gelehrte Herodot ja indirekt eingesteht, wenn er die ägyptische Einteilung von 365 Tagen für klüger hält?

Am Anfang aller Hochkulturen waren falsche Kalender

Als Kalenderjahr wird heute das tropische Sonnenjahr verstanden und meint die Zeit von einem Frühlingspunkt der Sonne bis zum nächsten; diese dauert auf der Erde 365 Tage, 5 Stunden, 48 Minuten und 46 Sekunden. Bei einem gleichbleibenden Kalenderjahr von 365 Tag-Nacht-Wechsel verschiebt sich in der Folge ein festes Datum alle vier Jahre um ungefähr einen Tag; was mit dem Schaltjahr ausgeglichen wird. Alle Jahre, welche durch 4 ohne Rest teilbar sind, sind Schaltjahre. Alle Jahre, welche durch 100 ohne Rest teilbar sind, sind keine Schaltjahre. Alle Jahre, welche durch 400 ohne Rest teilbar sind, sind wiederum Schaltjahre. Dieser Kalender wurde aber erst 1582 eingeführt; vorher gab es trotz der seit 1400 Jahren durchgehenden Tageszählung keinen einzigen korrekten Kalender. Damals unerklärliche Differenzen ergaben sich besonders auch deshalb, weil das Sonnenjahr mit den deutlich sichtbaren Abschnitten des Mondwechsels gemessen wurde.

Nebst der Umdrehung um ihre eigene Achse dreht sich die Erde von der Sonne aus betrachtet bei ihrem jährlichen Umlauf ein weiteres Mal, also 366 mal. Diese zusätzliche Umdrehung wird auf der Erde nicht wahrgenommen.

Die Regionen, in welchen die frühen Hochkulturen des Abendlandes [nach den Weisen aus dem Morgenland] entstanden sind, standen allesamt unter dem Einfluss der aus den Gestirnen abgeleiteten Heiligen Sieben: Sumer [Babylon] im Irak, Memphis in Ägypten, Phönizien im Libanon, Karthago in Libyen und Hellas in Griechenland. Allen gemeinsam ist zudem eine geographisch bedingte Unschärfe: Die Beobachtung von Sonne und Mond führte je nach Standort auf der Erdkugel zu ganz verschiedenen Resultaten, weil Ekliptik, Präzession und Nutation der Erdachse noch unbekannt waren und dennoch deren registrierbaren Auswirkungen erklärt werden mussten. Die frühen Kulturzentren am Nil und am Euphrat lagen beispielsweise beim 30. Grad nördl. Breite, also nur 7 Grad über dem nördlichen Wendekreis der Sonne. Der Lauf der Sonne war in beiden Gegenden scheinbar konstant, die Sonnenwenden und die Jahreszeiten traten nicht offensichtlich zu Tage. Die Kalender wurden daher am Auftauchen von bestimmten Sternen festgemacht und nicht an der Sonne selbst.

Die exakte Vermessung der Sonne, des Himmels und der Jahreszeiten erfolgte im Norden, und zwar dort, wo heute der Nullmeridian der Zeitzonen ist: Ungefähr 130 Kilometer westlich von Greenwich bei London in England entstand in der Jungsteinzeit [Megalithkultur] vor ungefähr 4500 Jahren die riesige Anlage von Stonehenge, welche in der Bronzezeit [Sonnenkulte] zweimal ausgebaut und noch in der Eisenzeit [keltische Kultur] bis nach Christus benutzt wurde. Gesichert ist, dass mit dieser Anlage die Sommersonnenwende im Juni, sowie Sonnen- und Mondfinsternisse berechnet und vorausgesagt werden konnten, und zwar für einen Zeitraum von 300 Jahren.

Die beiden ersten Kulturzentren westlicher Zivilisation entstanden jedoch im Nildelta und im Euphratdelta. In Ägypten fliesst der Nil von Süden nach Norden, im Irak fliessen Tigris und Euphrat von Nordwesten nach Südosten. In beiden Kulturen wurde der JahresRhythmus durch den Wasserstand der Flüsse bestimmt, die alljährlich über ihre Ufer traten und das Land mit fruchtbarem Schlamm bedeckten. Die Hochwasser setzten im Juli ein, nach starken Regenfällen und/oder der Schneeschmelze im Hochland, erreichten den Höhepunkt im September und gingen im Oktober zurück. Um nicht von der Flut überrascht zu werden, wurde schon früh ein zuverlässiger Kalender entwickelt. Der erste gezielte Eingriff von Menschen in den kulturellen Zeitbegriff ist also nicht zufällig überliefert mit der Sintflutgeschichte im Gilgamesch-Epos der Sumerer. Von da an gab es auch eine Liste der Könige vor und nach der Flut. Gilgamesch ist ein erster sowohl mythisch als auch historisch fassbarer Stadtfürst von Uruk am Euphrat im heutigen Irak vor ungefähr 4800 Jahren.

Der Babylonische Mondkalender der Sumerer

Der Kalender der alten Babylonier bzw. Sumerer im Irak schuf eine erste Verbindung von Raum und Zeit. Aus dem scheinbar stabilen Hintergrund der Sterne wurde der Tierkreis der Sternzeichen, deren Namen und Zeichen bis heute in der Astrologie erhalten geblieben sind. Dieser Kreis wurde in zwölf Mondwechsel, Häuser oder Monate eingeteilt. Da nun zwischen zwei Neumonden stets 29,5 Tage verstreichen, zählte dieses älteste Mondjahr 354 Tage und stimmte nicht mit dem Jahreszeitenjahr der Sonne überein, was damals aber nicht störte, da erst fünf mal zwölf, sechzig Umläufe, zu einer Einheit zusammengefasst wurden. Zusammen mit dem ersten und dem letzten Mond ergaben 62 Monde zu 29,5 Tage annähernd 5 Sonnenjahre [Diese Zählung ist identisch mit dem keltischen Kalender]. Die Zahl sechzig war in Babylon eine Masseinheit im öffentlichen Leben wie auch in der Astronomie. Noch heute ist diese mystische Zahl 60 der Sumerer auf dem Zifferblatt der Uhren zu finden. Ebenso stammt die die 24-Stundeneinteilung aus dieser Zeit: 12 Stunden des Tages und die 12 Stunden der Nacht. Aber die Gelehrten aus Sumer wandten dieses System auch auf die Raumvermessung an: Von ihnen stammt die Teilung des Kreises in 360 Grad. Jeder Grad hat 60 Minuten, jede Minute 60 Sekunden.

Der Sonnenkalender der Ägypter

Schon vor über 6200 Jahren soll in Ägypten ein Kalender mit 360 Sonnentagen aufgestellt worden sein, der später mit 5 Festtagen am Jahresende bzw. Jahresanfang ergänzt wurde. Die ägyptischen Gelehrten beobachteten das für die Fruchtbarkeit des Landes wichtige Ansteigen des Nils und stellten fest, dass die Überschwemmungen regelmässig dann eintraten, nachdem der Stern Sirius nach einer längeren Periode der Unsichtbarkeit wieder vor Sonnenaufgang am Himmel erschienen war. Dieser Tag, der 19. Juli, wurde im alten Ägypten zum Neujahrstag. Der Kalender war mit dem Sirius-Stern, dem Haupt im Sternbild des Grossen Hundes, verbunden. Eine Siriusperiode dauerte 1460 Tage, viermal 365, dann fielen Sonnenjahr und Siriusjahr wieder zusammen. Für die Zeitmessung benutzten die Ägypter ebenfalls 12 Mondphasen. Die Arbeit am Kalender war die Hauptaufgabe der Astrologie, die in Ägypten hoch entwickelt war. Die Tempel und Pyramiden wurden auch als Sternwarten benutzt.

Der ägyptische Kalender stimmte also nur am Neujahrstag; das neue Jahr begann immer am 19. Juli mit dem Erscheinen des Sirius, was fünf Tage lang gefeiert wurde. Danach dienten zwölf Monate zu dreissig Tagen als Orientierung. Spätestens als damit begonnen wurde, die Tag-Nacht-Wechsel fortlaufend zu addieren, stimmten die Kalender nicht mehr. Ähnlich wie der babylonische Kalender entfernte sich auch der ägyptische allmählich vom natürlichen Jahresablauf, da jedes Jahr ein Vierteltag verloren ging.

Der Lunisolarkalender der Griechen

Der Kalender der alten Griechen war ursprünglich ein reiner Mondkalender mit verschiedenen willkürlichen Schaltregeln in den vielen Stadtstaaten, vergleichbar der Entwicklung in den sumerischen Städten mit einem Jahresanfang zwischen Ende Juni und Ende Juli. So wie für die Ägypter der Sirius, war für die Griechen das Auftauchen der Plejaden, das Siebengestirn, im Sommer das Signal, um mit der Ernte zu beginnen. Vor etwa 2800 Jahren wurde mit der Jahreszählung begonnen, ursprünglich ebenfalls auf der Basis der Mondphasen mit 354 Tagen im Jahr. Mit dem attischen Kalender wurden die Monate abwechselnd zu 29 und 30 Tagen berechnet. Um das Jahr mit dem Sonnenlauf übereinzustimmen, wurde im Zyklus eines grossen "attischen Jahres", einer Periode von acht Jahren [Oktaëteris], im 3.,5. und 8. Jahr ein zusätzlicher Monat zu 30 Tagen eingeschaltet. Somit ergab sich eine Oktaëteris von 2922 Tagen, was einen Jahresdurchschnitt von 365,25 Tagen ergab. Dadurch wurde eine äusserst exakte Annäherung an das Sonnenjahr erzielt. Später setzten die Griechen, besonders die Athener, den Jahresbeginn auf den ersten Neumond nach der Sommersonnenwende, also zur Zeit der Ernte fest. Vor 2500-2400 Jahren wurde von den bisherigen drei auf vier Jahreszeiten gewechselt und ein kompliziertes Zeit-Einteilungs-System etabliert. Der Geologe Meton von Athen soll es erarbeitet haben. Es beruhte auf einem neunzehn-jährigen Zyklus von zwölf gemeinen, sowie sieben Schaltjahren und ergab nach 110 29-tägigen und 125 30-tägigen Monaten im Schnitt ein mittleres Sonnenjahr. Auslöser für die Erneuerung war vermutlich die durch Thales von Milet richtig erfolgte Vorhersagung einer Sonnenfinsternis vor über 2590 Jahren auf den 28. Mai. Die Voraussage war jedoch keine Vorausberechnung, sondern Folge einer über Jahrhunderte erfolgten Aufzeichnung der Finsternisse. Nun gibt es tatsächlich einen als Saros-Periode bezeichneten Zyklus: Nach 18,03 Jahren wiederholt sich eine ähnliche Sonnenfinsternis, jeweils 120 Grad westlicher sichtbar.

Der Kalender von Meton ist in mehrfacher Hinsicht sensationell: Einerseits, weil die Hellenen einen für Lunisolar-Kalender gar nicht brauchbaren Zyklus verwendeten und pro Jahr immerhin 8 Stunden Differenz hatten. Andererseits war bereits der 19-jährigen Zyklus für Sonne und Mond bekannt, an dessen Ende sich die beiden Kalender tatsächlich decken. Aber dieser stammte aus einer anderen Welt, wo die Sonne und die Jahreszeiten für das Überleben der Menschen eine entscheidende Rolle spielte; aus dem Norden, wo der griechische Apoll alle 19 Jahre in Stonhenge einen Besuch abstatten musste, um den Kalender zu justieren.

Die astronomischen Kenntnisse der keltischen Druiden müssen damals zu den am besten gehüteten Geheimnissen gehört haben.

Es kann fast nicht genug oft betont werden, dass offenbar alle nur und ausschliesslich durch die Naturwissenschaft der in den Geschichtsbüchern als Barbaren und später als Heiden bezeichneten Kelten über einen exakten Kalender verfügten.


Denn der griechische Lunisolarkalender hatte zwar 235 Monde, aber 6940 Tage, also 5 Tage zu viel. Die Abweichung des Sonnenjahres war etwa gleich gross wie beim ägyptischen Kalender, der in zwanzig Jahren 5 Tage zu wenig zählte.

Der komplizierte Kalender von Meton wurde denn auch schon bald durch Solon wieder geändert. Doch nach wie vor entfernte sich auch jener jedes Jahr um einen Vierteltag vom natürlichen Jahresablauf. Um diesem Mangel abzuhelfen, versuchte der König aus Griechenland in Ägypten, Ptolemäos III., diesen verlorenen Viertel zurückzugewinnen, indem er in jedem vierten Jahre einen Tag hinzufügen wollte. Diese Kalenderreform stiess jedoch auf erbitterten Widerstand der Priesterschaft. Doch rund 200 Jahre später wurde das von Ptolemäos ersonnene Schaltjahr durch die zwischenzeitlich an Rom übergegangene Herrschaft übernommen. Jahresbeginn war nun der erste Neumond nach der Sommersonnenwende. Der erste Monat hatte 30 Tage, der zweite 29 Tage und so abwechselnd bis zum letzten Monat, der 29 Tage hatte. Ein Monat von 30 Tage hiess ein voller, einer mit 29 Tagen ein hohler Monat. Jeder Monat war in drei Dekaden oder Zeiträume von zehn Tagen oder neun Tagen in der letzten Dekade bei hohlen Monaten geteilt. Gewöhnlich zählte man in der letzten Dekade rückwärts, also der 29., der 28. usw; der letzte Monatstag hiess dann "der alte und der neue Mond".

Der julianische Kalender

Bevor der römische Staatsmann Julius Cäsar seine Kalenderreform durchführte, benutzten die Römer einen Kalender, dem ein Mondjahr von 366,25 Tagen mit 12 ungleichen Monaten zugrunde lag. Der alte römische Kalender hatte also gegenüber dem tatsächlichen Jahr einen Tag zu viel. So um 50 v.Chr. betrug die Differenz wieder einmal bereits 67 Tage und Cäsar wandte sich um Rat an den alexandrischen Gelehrten Sosigenes. Der alte römische Kalender wurde durch eine Neufassung des ägyptischen ersetzt mit 365 Sonnentagen und einem Zusatztag jedes 4. Jahr am Ende des kürzesten Monates, dem Februar. Dieser Julianische Kalender wurde 46 v.Chr. eingeführt. Noch hatte der Kalender keine Monatstage, man kannte nur die Kalendae [1. Tag], die Nonae [5. oder 7. Tag] und die Idus [15. Tag]. Am 1. Tag, den Kalenden, wurde jeweils ausgerufen, auf welchen Tag die Nonae oder Idus fielen. Doch auch dieser Kalender hatte noch einen Fehler, den man erst Jahrhunderte später entdeckte: Das tatsächliche Sonnenjahr war 11 Minuten 14 Sekunden kürzer als das Jahr des Julianischen Kalenders. Vor 500 Jahren betrug der Unterschied schon 10 Tage. Die katholischen Kirchenfürsten befürchteten nun ernstlich, dass Ostern eines Tages im Winter gefeiert werden müsse und verlangten nach einer Reform. Eine von Papst Gregor XIII. berufene Kommission nahm den Vorschlag des Italieners Lilio an, alle die Jahre zu Schaltjahren zu bestimmen, die durch die Zahl 4 teilbar sind.

Damit war der Kalender bis auf 26 Sekunden dem tatsächlichen Jahr der Sonne angeglichen: Der Gregorianische Kalender wurde 1582 eingeführt und hat bis heute Gültigkeit. England und Amerika nahmen den Kalender 1752 an, Japan 1873 und China 1912.

Abgeschafft und fast vergessen wurde der Mond, der aber für die Befindlichkeit der Menschen nach wie vor seine Bedeutung hat.