Kelten und Druiden in der Schweiz


Chilbi [Kirmes, Kirchweih]

Kelten

Ritual Volksfest - die angeblich keltischen Hochfeste

Was heute modern als keltische Feste und dergleichen behauptet, rezitiert und gegenseitig abgeschrieben wird, ist mangels belegbarem Zeugnis frei erfunden und zudem noch meistens falsch in Bezug auf die überlieferte zentrale Lehre der Druiden. Siehe auch Festkalender. Dabei ist zu bedenken, das Sonnenjahr, wie es heute kalendarisch verwendet wird, war noch nicht in Gebrauch. Die Kelten bündelten offenbar 62 Monde [Monate] zur einer Einheit [exakt 5 Sonnenjahre, der keltische Kalender]. Die Sonnenkulte gehören weit zurück in die Steinzeit und Bronzezeit. In der Antike und auch bei den Kelten war die Sonne bereits Gegenstand der naturwissenschaftlichen Betrachtungen. Das genaue Datum einer Sonnenwende oder einer Tag- und Nachtgleiche war und ist ohne weiteres weder sichtbar noch spürbar.

Ausgeschlossen werden kann daher, alle Kelten hätten diese Ereignisse an diesen Tagen feiern können. Die hatten nämlich noch keinen allgemein gebräuchlichen und zutreffenden Kalender wie heute. Einzig in den vorzeitlichen Sternwarten, zum Beispiel in Stonehenge, konnten solche Vorgänge einigermassen zuverlässig registriert werden und auch dort war erst nach weiteren Sonnenaufgängen sicher, ob die Beobachtung der Vortage stimmten.

Sicher überliefert war damals der Frühlingspunkt im März in Stonehenge bemerkt worden. Und dieses Ereignis wurde später zum Hauptfest des nachkeltischen Christentums; Ostern [ostarun=Morgenröte]; am ersten Sonntag nach dem ersten Vollmond nach der Tag- und Nachtgleiche am Frühlingspunkt, was von der damaligen keltischen Bevölkerung hartnäckig abgelehnt worden sei. Der keltische Auferstehungsmythos hat überhaupt nichts mit einer katholischen Lehre der Vulgata/Bibel zu tun. Ostern, Tanz der Sonne. Von der Beobachtung der Ereignisse bis zur keltischen Feier im Druidentum war noch ein langer Weg der Benachrichtigung und Vorbereitung. Aus der legendarischen Überlieferung der irischen Wandermönche sind dazu tiefe Einblicke möglich:

Auf der Flucht vor dem Frankenkönig Theoderich und nach einem erfolglosen weiteren Bekehrungsversuch am oberen Zürichsee in Tuggen bei Benken strandete Columban mit seinem Gefährten Gallus um das Jahr 611 in Arbon am Bodensee und zog schliessslich nach Brigantium [Bregenz]. Brigantium war in vor-römischer Zeit ein keltischer Hauptort, dann römische Provinzstadt mit einer Aurelia-Kapelle. Nach Abzug der Römer lebte damals in der Umgebung von Brigantium eine Bevölkerung, die noch oder wieder grösstenteils ungläubig war und sich des christlichen Aurelia-Kirchleins bemächtigt hatte. Bald nach der Ankunft von Columban und Gallus in Brigantium feierten die Ortsansässigen ein grosses Fest. In der Mitte des entweihten Kirchleins stand ein Kessel mit Gerstensaft, den die Versammlung darbringen, d. h. trinken wollte. Wir fanden hier ein goldenes Gefäss, aber es war mit giftigen Schlangen gefüllt! meinte Columban, als er, bereits 77 Jahre alt, mit den übrigen Gefährten den Staub Brigantiums von den Füssen schüttelte und nach Italien weiterzog. Gallus blieb zurück, nach ihm wurde später das Kloster und der schweizerische Kanton St. Gallen benannt.

Stichwort Bevölkerung zur Erinnerung: Mit dem Zug der Kimbern durch Westeuropa um 110 v.Chr. wurde die Bevölkerung damals aufgemischt. Die keltischen Helvetier und die germanischen Alemannen nördlich und südlich des Rheins waren vermutlich spätestens seither Freund-Nachbarn und teilweise verwandt. Brigantium, der ehemalige Vorort der keltischen Brigantiner [Bregenz] wurde im 1. und 2. Jhdt. zu einer römischen Siedlung ausgebaut und erlebte bis zur ersten Invasion der Alemannen [259/60] eine Blütezeit. Als 402 die römischen Truppen von der Grenze [Limes] abgezogen wurden, blieb eine gallorömische Bevölkerung zurück, die allmählich von der alemannischen Zuwanderung überlagert wurde.

Bedeutung der Chilbi [Chilwi]

Bei dem Ritual der grossen Anlässe [Feste] handelte es sich demnach schlicht um ein kontrolliertes kollektives Besäufnis und keineswegs um einen [neuzeitlich] fantasievoll verklärten religiösen Vorgang. Ob da in Bregenz die gallorömische Restbevölkerung einer Morgenröte [Aurelia] oder alemannische Sueben [Schwaben] einem Wodan gedachten spielt überhaupt keine Rolle mit Bezug auf den Kessel mit dem Zaubertrank. Das erklärt auch die angebliche Frist von 40 Tagen zwischen den Sonnenwenden oder Tag- und Nachtgleichen und den jeweiligen Festen. Die Zaubertränke mussten gewiss erst angesetzt und gegärt werden. Die Hochfeste dienten vermutlich auch einem kultivierten Umgang mit den Rausch-Drogen, damals Bilsenkraut, Met, Gerstensaft, Apfelwein etc. Heute finden an fast jedem Volksfest die unkontrollierten Besäufnisse statt und die Zaubertränke sind zur Volksdroge Nummer eins [Alkohol] geworden.

Woher stammt das schweizerdeutsche Wort Chilbi?

Das schweizerdeutsche Wort Chilbi für Volksfest weist deutlich auf diese Zusammenhänge hin: Chilë entspricht dem keltischen cill für wegweisende Richtung, später im gälischen kleine Kirche als Ort bzw. Treffpunkt. Mit der aus dem griechischen kyriakon stammenden deutschen Kirche [Kyrica] oder Kirchweihe haben Kilë und Kilbi nichts zu tun. Eine angebliche Übergangsform Kilwi ist nicht schweizerdeutsch, weil eine Weihe hier zur Wey-i würde. So ungefähr wie das heimische Ostern, das durch das Pascha der römischen Kirche nicht mehr zu verdrängen war, hat sich die volkstümlich verwurzelte Chilbi gegen die lateinische Kirchen-Sprache behauptet und erhalten. Der Wortteil -bi ist im schweizerdeutsch äusserst selten. Einige behaupten, die Chilbi, Kirmes, Kirchweih sei ursprünglich ein heidnisches Fruchtbarkeits- oder Erntedankfest gewesen, das später von der katholischen Kirche adaptiert und mit einem neuen Sinn versehen wurde. Diese oft rezitierte und voneinander abgeschriebene Darstellung ist vermutlich ebenso falsch wie der Bezug zur katholischen Kirche, weil der Begriff Dankfest ebenfalls auf eine christliche Prägung bzw. Inhalt hinweist [Fruchtbarkeit ohnehin nicht im Herbst]. Im Monismus, was das keltische Druidentum ja gewesen sein soll, gibt es keine, welche den Dank entgegennehmen konnten. Der Natur gebührt Respekt, doch sie schenkt den Menschen nichts.

Chilbi in Zürich

Auffallend ist, diese Kilbinen als Volksfeste finden heute fast überall in ehemals keltischem Gebiet von August [Lugnasad] bis Oktober mit Schwerpunkt September statt. Ein ältester in der Stadt Zürich noch nachgewiesener Brauch findet am zweiten Wochenende im September statt als dreitägiges Volksfest [Chilbi] und nennt sich Knabenschiessen. Im Kern handelt es sich dabei um ein Schützenfest für den Nachwuchs. Es ist durchaus möglich, dass in alter Zeit mit der Kürung des jungen Schützenkönigs eine militärische Ausbildung abgeschlossen wurde.

Die Chilbi wäre so gesehen eher ein Volksfest zum erfolgreichen Abschluss, [von was auch immer], und einem anstehenden Neubeginn mit Allerseelen an Samonios [Halloween] am 1. November.